ein Beitrag von Marie Schoenmakers
(Studierende der Europa-Universität Flensburg)
Kinder und Jugendliche sind individuell zu betrachten, denn jedes Kind und jede/r Jugendliche/r hat andere Stärken und Interessen. Manche sind zielstrebiger, andere wiederrum etwas langsamer im Verarbeiten von Informationen (vgl. Vaupel, 2014, S. 8).
„Alle Kinder haben ein Recht darauf, ernst genommen und akzeptiert zu werden, so wie sie sind. Sie haben ein Recht darauf, dass die Schule ihre unverwechselbare Individualität wahrnimmt, ernst nimmt und weiterentwickelt.“
vgl. Vaupel 2014, S. 8)
Lernangebote sollten nicht einheitlich für alle Schüler*innen entworfen werden, sondern jede/r Schüler/in sollte die Möglichkeit erhalten, individuell zu lernen. Das Tempo, der Raum, Zeit und eigene
Problemlösungen sind ebenfalls differenzierend zu betrachten. Daher bietet das Arrangement der Wochenplanarbeit einen wirksamen, motivierenden und wertschätzenden Umgang mit verschiedenen Themen für die Schüler*innen (vgl. Bohl/Kucharz, 2010, S. 21).
Wochenplanarbeit bedeutet eine sachliche, sowie zeitliche Organisation von Arbeitsaufträgen, die den Schüler*innen über einen bestimmten Zeitraum in einen oder mehreren Lernbereichen aufgegeben werden (vgl. Vaupel, 2014, S. 19).
Auch in der Art der Wochenpläne kann unterschieden werden. Wenn die Lehrkraft einen Plan verordnet, die die Lernenden an den Schreibtisch festsetzt und in denen sie keine direkte Entscheidungskraft haben, nennt man dies einen verordneten Plan. Wenn die Kinder in irgendeiner Form an dem Entstehungsprozess des Wochenplanes mitwirken dürfen, ist dies ein mitgestaltender Plan (vgl. Morgenthau, 2003, S. 13).
Wochenpläne unterscheiden sich vor allem in den Aufgabentypen. Es gibt neben den Pflichtaufgaben, Wahlaufgaben, die in der Freiarbeitsphase eine Rolle spielen und für die Mitbestimmung der Schüler*innen sorgen (vgl. Vaupel, 2014, S. 19). Die Wochenplanarbeit wird als eine Methode der Unterrichtsstrukturierung und Unterrichtsorganisation angesehen und ist gleichzeitig in den Bildungsstandards bzw. Curricula eingebunden. Neben den fachlichen Kompetenzen werden in der Wochenplanarbeit die überfachlichen Kompetenzen (personale Kompetenzen, sowie Sozial-, Lern- und Sprachkompetenzen) angeregt. Wochenpläne sind ein Instrument des offenen Unterrichtes und können in schulischen Prozessen effektiv und nachhaltig eingesetzt werden. In der Wochenplanarbeit steht die Lehrkraft als eine Art Beobachter zur Verfügung und kann Hilfe bei Fragen und Problemen bieten (vgl. ebd., 2014, S. 12).
Wenn man die Wochenplanarbeit in den Kontext Diklusion einordnen möchte, kann man sagen, dass Wochenplanarbeit ein hohes Maß an Differenzierungsmöglichkeiten bietet. Die Schüler/innen können individuell und in ihrem eigenen Tempo lernen. Das bedeutet beispielweise konkret, dass starke SuS nie auf schwächere SuS warten müssen, da jeder einen individuellen Wochenplan bearbeitet (vgl. Vaupel, 2014, S. 34). Die SuS können den Anforderungen ohne fremdgesteuerten Druck nachgehen und somit kann eine intrinsische Motivation ausgelöst werden (vgl. ebd., 2014, S. 23).
Wenn man den SuS einen offeneren Wochenplan anbieten möchte, kann man den Differenzierungsgedanken in den verschiedenen Aufgabentypen widerspiegeln. Wenn die Entscheidungsmöglichkeiten über die Wahl des Arbeitsplatzes, des Partners oder der Bearbeitungsreihenfolge hinausgehen, ist es wichtig, dass die Aufgabentypen sich erkennbar untereinander abgrenzen. Dabei kann man Symbole verwenden oder die Aufgaben entsprechend ihrer Differenzierung benennen. Die Aufgaben können beispielweise in Pflichtaufgabe, Sonderaufgabe, Entscheidungsaufgabe, Sternchenaufgabe oder Wahlaufgabe benannt werden. Bei der Pflichtaufgabe handelt es sich z.B. um Aufgaben die ausnahmslos von allen Kindern in der vorgegebenen Zeit bearbeitet werden müssen (vgl. Morgenthau, 2003, S. 21).
Der Wochenplan kann, neben den ursprünglichen Arbeitsblättern, zusätzliche Arbeitsaufträge enthalten, die an einem Lernprogramm am Computer erledigt werden müssen. Dabei können Lernprogramm, wie beispielweise Scoyo oder Anton, verwendet werden. Da dort wiederrum eine Differenzierung möglich ist, bringt dies natürlich einen weiteren Arbeitsaufwand mit sich, der von der Lehrkraft zu tragen ist.
Grundsätzlich kann man sagen, dass der Wochenplan den SuS helfen kann zu eigenen Lernerfolgen zu gelangen und die individuelle Entwicklung wird gefördert. Durch die Heterogenität in den Klassen ist es schwer jeder SuS gerecht zu werden und auch das Grundrecht der „freien Entfaltung der Persönlichkeit“ zu wahren (vgl. Vaupel, 2014, S. 30). Besonders durch den hohen Differenzierungsgrad der Wochenplanarbeit ist es möglich für jeden Schüler und jede Schülerin ein geeignetes, individuelles Lernsetting zu gewährleisten.
Anmerkung von Dr. Lea Schulz:
Die Wochenplanarbeit selbst kann ebenfalls digital abgebildet werden. Hierfür eignen sich vor allem bereits vorstrukturierte Lernmanagementsysteme wie bspw. itslearning oder moodle, aber auch die Plattform Padlet, die derzeit aus Datenschutzgründen jedoch in schulischen Kontexten in den meisten Bundesländern nicht genutzt werden kann. In diesem Blogbeitrag finden sich einige Beispiele zur Nutzung des Padlets, unter anderem auch als Wochenplan. Besonders für Schüler*innen mit Lernbeeinträchtigungen eignen sich individualisierte vorstrukturierte digitale Wochenpläne. Sie verhelfen dazu, dass die Schüler*innen wissen, was sie als nächstes Tun müssen, wie sie sich Hilfe holen können und welche Aufgaben am nächsten Tag anstehen. Sie lernen zu planen, strukturieren und zu ordnen.
Literatur
Bohl, T., & Kucharz, D. (2010). Offener Unterricht heute: konzeptionelle und didaktische Weiterentwicklung. Weinheim; Basel: Beltz.
Morgenthau, L. (2003). Was ist offener Unterricht? Wochenplan und Freie Arbeit organisieren. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.
Vaupel, D. (2014). Individualisiertes Lernen in der Sekundarstufe. Weinheim; Basel: Beltz.
Hinweis: Der Text wurde von Dr. Lea Schulz redaktionell überarbeitet (Rechtschreibung, Grammatik, Überschriften). Bilder wurden entfernt.