(von Apple)
ein Beitrag von Lina Zachow
(Studierende der Europa-Universität Flensburg)
Bei den Bedienungshilfen von Apple handelt es sich um eine Sammlung von technologischen Tools, die „allen mehr Möglichkeiten g[e]b[en]“ (Apple 2020) sollen. In verschiedenen Bereichen ermöglicht der Softwareentwickler Teilhabe für Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen.
Je nach Apple Gerät unterscheiden sich die Hilfen lediglich in der Summe vorhandener
Einstellungen jedoch nicht in ihrer allgemeinen Funktionsweise.
Im Folgenden werden drei Bereiche beispielhaft vorgestellt. Das erste Feld hält
Bedienungshilfen bereit, die bei Schwierigkeiten mit dem Sehvermögen unterstützen. Da hilft
zunächst die Funktion Voice Over als auditive Beschreibung dessen, was momentan auf dem
Display passiert. Darüber hinaus gibt es eine Menge Display-Anpassungen. Damit können
Farbwerte so eingestellt werden, wie sie für unterschiedliche Formen von Farbenblindheit
benötigt werden. Neben der Kamera als Lupe für das reale Leben gibt es mit der Zoomfunktion
eine Bildschirmlupe für den digitalen Raum.
Eine weitere Hilfe ist die Textgröße, die sich variabel anpassen lässt, um beispielsweise den Chatverlauf in Apps leichter lesen zu können (s. Abbildungen).
Zusätzlich ermöglichen die Bedienungshilfen Personen mit eingeschränktem Hörvermögen bestmöglich am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. FaceTime ermöglicht beispielsweise als Videotelefonie Kommunikation über das Sprechen hinaus auch für Gebärden. Ferner können erweiterte Untertitel für ein uneingeschränktes Filmerlebnis sorgen, indem nicht nur der gesprochene Text erscheint, sondern auch Umgebungsgeräusche oder Überraschungsmomente kenntlich gemacht werden.
Im Feld der Mobilität sind es vor allem die Sprachsteuerung und Schaltersteuerung, die
„Menschen mit körperlichen Einschränkungen mehr Kontrolle über ihr Leben […] geben“
(Apple 2020).
Die Bedienungshilfen liegen gemäß des Ebenenmodells nach Schulz (vgl. 2018) auf der Ebene
,Lernen durch Medien‘. Die Tools sind eine assistive Unterstützung und ermöglichen
Schüler*innen die Teilnahme am Unterricht. Erst durch diese Teilnahme ist ein Lernzuwachs
planbar. Außerdem ist es für Lehrkräfte durch derartige Unterstützungen überhaupt möglich
den Unterricht an sich verändernde Lernprozesse des 21. Jahrhunderts anzupassen. Dabei
handelt es sich um Lernprozesse, die entfernt vom Nürnberger Trichter nicht mehr das bloße
Ansammeln von Wissen, sondern im besten Fall die Orientierung am 4K-Modell leisten (vgl.
Muuss-Merholz 2017). Beim Lernen durch Medien implizieren die Apple Bedienungshilfen
keines der 4Ks direkt. Die Schüler*innen werden zunächst viel mehr befähigt Kreativität,
kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation durch weitere Tools beim „Lernen mit
Medien“ (Schulz 2018) auf der nächsten Ebene entwickeln zu können.
In einem diklusiven Unterricht können die Bedienungshilfen, vorausgesetzt es findet eine Arbeit mit Apple Geräten statt, je nach Bedarf individuell ausgewählt werden. Apple stellt unter dem Bereich „Lernen, Lesen, Schreiben“ (Apple 2020) dar, inwiefern einzelne technische Einstellungen beispielweise im schulischen Kontext eingesetzt werden können.
Mit der Möglichkeit den Bildschirminhalt sprechen zu lassen können Schüler*innen einen
visuell wahrgenommenen Text direkt mit dem Gesprochenem verknüpfen und damit gemäß
einem zielgleichen Lernen den geforderten Text verarbeiten.
Für die visuelle Unterstützung eignet sich in höheren Klassenstufen ebenfalls der Safari
Reader, um Werbung auszublenden und lediglich kontinuierlichen Text abzubilden (vgl. ebd.).
Des Weiteren kann der geführte Zugriff als Bedienungshilfe auf einem Schüler*innen-iPad
eingesetzt werden. Dieser sorgt durch seine Aktivierung durch verantwortliche Personen nicht
nur im diklusiven Unterricht für strukturierte Arbeitsphasen. Lehrkräfte können damit die zu
verbringende Zeit in einer App kontrollieren und darüber hinaus den Zugriff auf andere Apps
vollständig untersagen. „So kann das iPad zu einem leistungsstarken Tool für Menschen mit
Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit oder sensorischen Einschränkungen werden.“ (Apple
2020).
Es lässt sich schlussfolgern, dass das Apple Tool im diklusiven Unterricht eine durchaus große Bedeutung zukommen kann. Es wird Inklusion ermöglicht, indem beeinträchtigte
Schüler*innen eine individuell auswählbare Hilfe erhalten, mit der sie am Regelunterricht teilhaben können. Wenn es darum geht gleiche Lernziele zu erreichen, bieten die dargestellten Bedienungshilfen eine Möglichkeit standardisierte Inhalte mit nahezu allen Kindern zu erarbeiten. Das ist ein Aspekt, der sich sowohl auf die Lehrkräfte als auch auf die Schüler*innen positiv auswirkt. Wenn ein Kind merkt, dass es durch gezielte technische Einstellungen effektiv und zunehmend selbstständig arbeiten kann, treten Motivationseffekte auf (vgl. Schulz 2018). Das Kind empfindet sich als selbstwirksam und schafft seine Arbeit. Dieser Punkt betont, wie bedeutsam der Einsatz digitaler Medien, und in diesem Fall der Einsatz von Apple Bedienungshilfen, für den inklusiven Unterricht ist.
Folgende beispielhafte Situation beschließt diesen Eintrag:
In der Klasse 4b gibt es Max, der mit dem Förderschwerpunkt Sehen eine leichte
Sehbehinderung hat. In der Deutschstunde wird ein umfangreicher Sachtext mit der Länge
einer DIN A4 Seite behandelt. Für ein gesichertes Textverständnis nutzt der Lehrer
Arbeitsgruppen, die sich ähnlich einer Stationsarbeit mit unterschiedlichen Textpassagen
beschäftigen. An jeder Station liegt ein Abschnitt, der variabel didaktisch aufbereitet wurde
und zu bearbeiten ist. Neben Kopien der Textteile befinden sich an jeder Station auch iPads
mit dem zu bearbeitenden Abschnitt.
Für Max ist damit sichergestellt, dass er als Teil seiner Arbeitsgruppe an jeder Station die
Möglichkeit hat den Text zu verarbeiten. Er kann den Text um ein Vielfaches vergrößert auf
dem Gerät mitlesen und sich zusätzlich seine Passage Satz für Satz vorlesen lassen.
Dieses konkrete Beispiel zeigt auf, inwiefern Max in den geregelten Stundenverlauf inkludiert
wurde. Die Zoomfunktion sowie das Sprechen von Bildschirminhalten sind hierbei sehr
einfache Einstellungen, die einen großen Inklusionseffekt haben. Wenn diese Stunde am Ende
eines langen Schultages stattfindet, könnte der neue Dunkel-Modus eine weitere Entlastung
für Max‘ stark beanspruchte und lichtempfindliche Augen sein.
Quellen:
Apple (2020): Bedienungshilfen. Abrufbar unter: https://www.apple.com/de/accessibility/ (Letzter Zugriff: 23.02.2020). Muuss-Merholz, Jöran (2017): Die 4K-Skills. Was meint Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration, Kommunikation? Abrufbar unter: https://www.joeran.de/die-4k-skills-was-meint-kreativitaet-kritisches-denken-kollaboration-kommunikation/ (Zugriff: 23.02.2020).
Schulz, Dr. Lea (2018): Digitale Medien und Inklusion. Vielversprechende Möglichkeiten für den Unterricht. Abrufbar unter: https://grundschul-blog.de/digitale-medien-und-inklusion/ (Zugriff: 23.02.2020).