ein Beitrag von Lina Zachow
(Studierende der Europa-Universität Flensburg)
Im Bereich der Inklusion kann Personalisierung bei der Differenzierung von Unterricht und der Anpassung von gewählten Strukturen an die individuellen Bedürfnisse der Kinder einen Beitrag leisten. Unter dem Verständnis eines zielgleichen Unterrichts, der auf standardisierten Bildungsplänen beruht, verhilft personalisiertes Lernen vielen beeinträchtigten Kindern zum Erreichen des gleichen festgelegten Ziels (vgl. Holmes et al. 2018: 14). Wenn die individuellen Kompetenzen der Schüler*innen im Fokus stehen, ist es in jedem Fall eine Frage der Personalisierung, wie diese Kompetenzen personenbezogen entwickelt werden können. Es gilt das „Potenzial der Digitalisierung für [die] individuelle Förderung zu nutzen“ (ebd.: 5) und der stagnierenden Nutzung digitaler Medien in Deutschland aktiv entgegenzuwirken (vgl. ebd.: 43).
Mit dem Einsatz digitaler Medien kann personalisiertes Lernen ermöglicht werden, indem die Schüler*innen durch eine steigende Motivation und einen routinierten Umgang mit Endgeräten zunehmend selbstbestimmte Entscheidungen treffen (vgl. Ludwig et al. 2011: 12). Entsprechend diagnostizierter Bedürfnisse können alle Beteiligten gezielt Programme zur Unterstützung des Lernprozesses auswählen.
Auf der Makroebene können zum Beispiel kollaborative Tools „für ein schülergesteuertes projektorientiertes Lernen“ (ebd.: 36) eingesetzt werden. Für differenzierte Lerninhalte eignen sich adaptive Systeme, die fortlaufend direktes Feedback zu geübten Inhalten geben und damit auch im weiteren Verlauf selbstständiges Lernen ermöglichen (vgl. ebd.). Mithilfe derartiger Systeme kann jedes Kind, entsprechend der Mikroebene, in seinem eigenen Lerntempo arbeiten und je nach seinen Bedürfnissen die Auswahl und Anzahl der Lernpfade gezielt steuern. Die Mehrzahl der einsetzbaren digitalen Tools ist sowohl in der Schule als auch außerschulisch bei Hausaufgaben oder flipped classroom Einheiten anzuwenden. Nichtsdestotrotz bleibt schließlich zu beachten, dass eine effektive Nutzung digitaler Medien für personalisiertes Lernen stets ausreichende Ressourcen verlangt. Neben einer vielerorts fehlenden Infrastruktur und einer unzureichenden Finanzierung von Endgeräten spielt ebenso die Ausbildung der Lehrenden eine wichtige Rolle (vgl. Holmes et al. 2018: 11). Das allgemeine Wissen über inklusive Lernsettings sowie eine differenzierende Haltung dem Angebot digitaler Medien gegenüber müssen vorhanden sein, um die gewünschten positiven Effekte zu erzielen.
Im Kontext der diklusiven Schule sind verschiedene Einsatzszenarien von digitalen Medien zur Personalisierung des Lernens denkbar. Das folgende Beispiel dient der Veranschaulichung: Angenommen eine Grundschulklasse im 2. Jahrgang erprobt die Nutzung eines digitalen Tools im Mathematikunterricht. Unter den 24 Schüler*innen gibt es ein Kind mit einer Hörbeeinträchtigung und drei Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen.
Die Lehrkraft wählt zur Unterstützung der Lernprozesse die App Blitzrechnen 2. Ihre Mathekolleg*innen der Jahrgangsstufen eins, drei und vier können ebenfalls die entsprechenden Apps nutzen.
Im Unterricht rechnet die 2. Klasse im Zahlenraum bis 100. Dabei treten verschiedene Bereiche auf, die je nach Kind einer stärkeren oder schwächeren Förderung bedürfen. Unter der Voraussetzung, dass die aktuellen Kompetenzen der Schüler*innen explizit erfasst wurden, eignet sich Blitzrechnen gut für die Nutzung während einer wöchentlichen oder täglichen Planarbeit. Mit dem sehr hohen Grad an Flexibilität können für jedes Kind die zu bearbeitenden Themen festgelegt werden. Außerdem ermöglicht die App das Arbeiten in unterschiedlichen Tempi sowie die Auswahl verschiedener Schwierigkeitsstufen (vgl. Ernst Klett Verlag GmbH 2020). Das Kind mit der Hörbeeinträchtigung kann noch dazu gesprochene Anleitungsteile wiederholt abspielen lassen. Im Anschluss an abgeschlossene Übungseinheiten können die Kinder mit Hilfe von selbstständigen Auswertungsmöglichkeiten ihre Tests korrigieren.
Die App wird somit deutlich „als Werkzeug zur Differenzierung“ (Holmes et al. 2018: 21) genutzt. Alle Schüler*innen profitieren von den aufgezählten Merkmalen, die sich in den Dimensionen des personalisierten Lernens wiederfinden. Sowohl auf der Makro- als auch auf der Mikroebene trägt Blitzrechnen dazu bei, dass jedes Kind seiner Entwicklung entsprechend selbstständig arbeiten kann.
Quellen (ebenfalls für das Erklärvideo):
Ernst Klett Verlag GmbH (2020): Programm Mathe 2000+. Blitzrechnen 1-4. Abrufbar unter: https://www.klett.de/produkt/isbn/ECN60003APA99 (Zugriff: 23.02.2020).
Holmes, W./Anastopoulou, S./Schaumburg, H./Mavrikis, M. (2018): Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien. Ein roter Faden. Abrufbar unter: https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2018-06/Studie_Personalisiertes_Lernen.pdf (Zugriff: 23.02.2020).
Ludwig, L./Mayrberger, K./Weidmann, A. (2011): Einsatz personalisierter iPads im Unterricht aus Perspektive der Schülerinnen und Schüler. Abrufbar unter: https://pdfs.semanticscholar.org/211e/2b8a2904c6f94a2dd06ba08d442370f084af.pdf#page=7 (Zugriff: 22.02.2019).
Schratz, M./Westfall-Greiter, T. (2010): Das Dilemma der Individualisierungsdidaktik. Plädoyer für personalisiertes Lernen in der Schule. Abrufbar unter:
http://www.churermodell.ch/images/sampledata/Literatur/personalisierung_individualisierung.pdf (Zugriff: 24.02.2020).