ein Beitrag von Talke Lattekamp
(Studierende der Europa-Universität Flensburg)

Classroom Management ist einer der wichtigsten Bausteine für einen differenzierten und erfolgreichen Unterricht (M. WELLENREUTHER 2009). Unter dem Begriff Classroom Management werden alle Handlungen und Verhaltensweisen der Lehrkraft zusammengefasst, die dazu beitragen eine Lernumgebung zu schaffen. Das Ziel dieser Methode ist es, durch Techniken und Strategien den SuS individuelle Lern- und Entwicklungschancen zu ermöglichen, wodurch sie Struktur und Sicherheit erfahren.

Der Begriff wird im deutschen oftmals mit ‚effektive Klassenführung‘ übersetzt. Erstmalig wurde der Begriff in den Vereinigten Staaten von Jacob S. Kounin (1970) unter der Fragestellung ‚Wie kann es gelingen, eine Gruppe von Lernenden so zu führen, dass alle Personen produktiv mitarbeiten?‘ geprägt (M. KUNTER & U. TRAUTWEIN 2013:79).

Das Ziel von Classroom Management ist es, einen Rahmen für die Entfaltung jeder Schülerin und jedes Schülers zu kreieren, unabhängig von der jeweiligen Leistungsfähigkeit. Es geht darum, für jeden Schüler und jede Schülerin eine individuelle und strukturierte Lernumgebung zu schaffen, hierbei spielt das Gegenseitige und das Miteinander eine große Rolle (M. KUNTER & U. TRAUTWEIN 2013). Nur durch Interaktionen mit Schüler*innen und der Lehrperson, sowie den Eltern können Unklarheiten und Störverhalten unterbunden werden, wodurch eine gute Lern- und Arbeitsatmosphäre erschaffen werden kann. Durch Classroom Management kann ein Orientierungsrahmen gegeben werden, der den Schüler*innen bei der Strukturierung und Bewältigung von Lernprozessen helfen kann. Solche Orientierungsrahmen können beispielsweise Regeln und Routinen sein, an welchen sich Schüler*innen halten können und so eine gewisse Struktur erfahren (M. KUNTER & U. TRAUTWEIN 2013).

Evertson hat 11 Dimensionen für ein funktionierendes Classroom Management festgehalten. Die erste Dimension beschäftigt sich mit der Vorbereitung des Klassenraums, sowie der Strukturierung und Ordnung der Materialien. Classroom Management beginnt bereits vor dem Unterricht. Die zweite und dritte Dimension befasst sich mit der Planung und Einführung von Regeln und Routinen. Es ist vonnöten, diese bereits zu Beginn des Klassenstarts einzuführen, damit sich Regeln, sowie Routinen automatisieren. Die vierte Dimension befasst sich mit der Festlegung von Konsequenzen. Schüler*innen müssen Regeln und Grenzen kennen und diese müssen verstanden werden, nur so kann von ihnen erwartet werden, dass sie diese Regeln beachten. In der fünften Dimension geht es darum, eine freundliche Lernumgebung zu schaffen, durch beispielsweise Ermutigung und Lob. Als sechste Dimension beschreibt Evertson die Beaufsichtigung, beziehungsweise die gezielte Beobachtung von einzelnen Schüler*innen. Dies dient der Erfassung der Lernausgangslage, um die Schüler*innen individueller fördern zu können. Die siebte Dimension befasst sich mit der Unterrichtsvorbereitung der Lehrperson. Als achte Dimension wird die Festlegung von Schülerverantwortlichkeit formuliert. In dieser Dimension werden positive Verhaltensanforderungen an die Schüler*innen formuliert. Die neunte Dimension befasst sich mit der unterrichtlichen Klarheit, die darauf abzielt, dass die Planung sowie die Zielsetzung der Unterrichtseinheiten transparent gegenüber der Schülerin und dem Schüler kommuniziert wird. Die zehnte Dimension befasst sich mit Strategien für die Lehrperson, um unangemessenes Verhalten von Schüler*innen zu unterbinden. Durch proaktives Handeln der Lehrperson, wie zum Beispiel nonverbale Signale senden oder physische Nähe. Die elfte und somit die letzte Dimension, welche Evertson verfasst hat, befasst sich mit Strategien für potenziell auftretende Probleme. Es werden sich bereits vorab Gedanken gemacht, wie mit möglichen Problemen umgegangen wird. (vgl. Qualitäts- und Unterstützungsagentur, Landesinstitut für Schule).

Durch das Anwenden und Beachten dieser Dimension, fällt eine inklusive Beschulung leichter. Es besteht die Möglichkeit, sich auf einzelne Schüler*innen zu konzentrieren und diese individuell zu fördern. Durch die gezielte Beobachtung der Schüler*innen, können die Lernprozess sowie Aufgabenstellungen auf die Schüler*innen individuell angepasst werden. Durch Regeln und Routinen finden Schüler*innen mit einem Förderschwerpunkt einen roten Faden, welcher sich durch den Schulalltag zieht. Dies gibt den Schüler*innen Sicherheit sowie Verlässlichkeit und Vertrauen.

Auch die digitalen Medien können ein Vorteil für ein funktionierendes Classroom Management bieten. Zum einen für die Kommunikation zwischen der Lehrperson und den Eltern, aber auch untereinander im Kollegium. Aber auch Apps wie zum Beispiel digitale Stoppuhren oder Zeitanzeigen können für eine gute Strukturierung sorgen. Durch die verlässliche und unveränderbare Struktur von digitalen Medien, erfahren Schüler*innen mit Schwierigkeiten eine bessere Übersicht, sowie Struktur. Dadurch, dass oftmals ein Tool für mehrere Schulfächer verwendet werden kann, erlangen Schüler*innen hier schneller einen Überblick und finden sich besser zurecht als beispielsweise in unterschiedlichen Mappen oder Büchern.

Classroom Management befasst sich auf mehreren Ebenen mit dem Unterricht. Es geht nicht nur ausschließlich um den eigentlichen Unterricht und die damit verbundene fachliche Vermittlung, auch das soziale Miteinander soll gestärkt werden.

Anmerkung von Dr. Lea Schulz:

Für erfolgreiches Classroom Managment eignen sich vor allem Lern-Managment-System wie Moodle, itslearning usw. Diese bieten den Schüler*innen in den verschiedenen Fächern eine verlässliche wiederkehrende Struktur, die ihnen hilft, selbstständig zu arbeiten.

Literatur

WELLENREUTHER, M. (2009): Forschungsbasierte Schulpädagogik. Anleitung zur Nutzung empirischer Forschung für die Schulpraxis. Schneider Verlag

KUNTER, M. & TRAUTWEIN, U. (2013): Psychologie des Unterrichts. In: UTB (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Schulpädagogik. Standard Wissen Lehramt. Stuttgart: Schöningh. 78-85.

QUALITÄTS- UND UNTERSTÜTZUNGSAGENTUR – LANDESINSTITUT FÜR SCHULE (2020): Lernumgebungen gestalten. Classroom Managment. <https://www.schulentwicklung.nrw.de/cms/inklusiver- fachunterricht/lernumgebungen-gestalten/classroom-management/classroom- management.html> (Stand: 2020-06) (Zugriff: 2020-06-28).

Hinweis: Der Text wurde von Dr. Lea Schulz redaktionell überarbeitet (Rechtschreibung, Grammatik, Überschriften).