Diklusions-Expertin und Sonderschullehrerin

Schlagwort: Bildung

KI und Inklusion am Beispiel von ChatGPT

Lea Schulz, online 17.02.2023

Inklusion und KI – ein spannendes und kontroverses Thema, das die Bildungslandschaft in Zukunft prägen wird. Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) dazu beitragen, einen inklusiven Unterricht zu gestalten? Welche Chancen und Risiken bestehen? Im Folgenden werde ich meine Gedanken zu diesem Thema am Beispiel von ChatGPT zusammenfassen.

ChatGPT ist ein auf KI basierendes Chat-System, das Schüler:innen und Lehrkräfte bei der Wissensvermittlung und Lernunterstützung unterstützen kann. Es bietet personalisierte Lernmöglichkeiten und könnte somit ein wichtiger Baustein für inklusiven Unterricht sein. Doch welche Auswirkungen hat die Verwendung von ChatGPT auf die Schüler:innen und Lehrkräfte?

In diesem Beitrag werde ich eine Auswahl an Gründen aufzeigen, was ChatGPT in der Zukunft zu einem inklusiven Unterricht beitragen kann und welche möglichen Gefahren bestehen. Zudem möchte ich das Thema Bildungsgerechtigkeit beleuchten und die Bedeutung von ChatGPT für eine gerechte Bildung diskutieren.

Wenn auch du dich für dieses spannende Thema interessierst und erfahren möchtest, wie KI die Bildung revolutionieren könnte, dann lies unbedingt weiter. Im Anschluss an diesen Beitrag werde ich dir auch die Unterlagen vom Webinar bei Fobizz zur Verfügung stellen. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!

10 Gründe, was ChatGPT zu inklusivem Unterricht beitragen kann…

Diese 10 Punkte stellen nur eine kleine Auswahl dar, was ChatGPT zu einem inklusiven Unterricht beitragen kann.

  1. Individualisierung: ChatGPT kann Schüler:innen unterstützen, die unterschiedliche Bedürfnisse und Lernstile haben, indem es personalisierte Lerninhalte und Anweisungen bereitstellt.
  2. Anpassungsfähigkeit: ChatGPT kann Schüler:innen unterstützen, die in unterschiedlichem Tempo lernen oder unterschiedliche Niveaus haben, indem es individuelle Lernpläne erstellt und Anweisungen entsprechend anpasst.
  3. Multilinguale Unterstützung: ChatGPT kann Schüler:innen unterstützen, die nicht Deutsch sprechen oder die Deutschkenntnisse noch verbessern müssen, indem es Übersetzungen und Erklärungen in anderen Sprachen bereitstellt.
  4. Differenzierung: ChatGPT kann Lehrkräfte unterstützen, Texte oder Textausschnitte individuell zu differenzieren und verschiedene Texte zu gleichem Inhalt auf verschiedenen Niveaus zu erstellen.
  5. Verfügbarkeit und Konsistenz: ChatGPT ist rund um die Uhr verfügbar und kann Schüler:innen unterstützen, die Unterstützung und Antworten außerhalb der Unterrichtszeiten benötigen.
  6. Ressourcen: ChatGPT kann Lehrkräfte bei der Suche und Bereitstellung von Ressourcen für den inklusiven Unterricht unterstützen, wie z.B. nach alternativen Unterrichtsmaterialien oder barrierefreien Technologie.
  7. Beratung: ChatGPT kann Lehrkräften als Ideengeber zur Verfügung stehen, um Schüler:innen zu unterstützen, die spezielle Bedürfnisse haben, wie z.B. Schüler:innen mit besonderen Lernbedürfnissen oder herausforderndem Verhalten.
  8. Fortbildung: ChatGPT kann Lehrkräfte bei der Fortbildung für den inklusiven Unterricht unterstützen, indem es Inhalte zu verschiedenen Aspekten des inklusiven Unterrichts bereitstellt und zusammenfasst.
  9. Feedback: ChatGPT kann Lehrkräfte bei der Bereitstellung von Feedback für Schüler:innen unterstützen, indem es automatisierte Bewertungen und Rückmeldungen auf Hausaufgaben, Tests und Projekte bereitstellt, die dann durch die Lehrkraft individuell angepasst werden können.
  10. Effizienz: ChatGPT kann Lehrkräften dabei helfen, ihre Arbeit effizienter zu gestalten, indem es automatisierte Aufgaben wie Differenzierung von Texten, Bewertungen, Feedback und Korrekturen durchführt, was Zeit sparen und Lehrkräfte bei der Bewältigung ihrer Arbeit entlasten kann.

10 Gründe, welche Gefahr ChatGPT für Inklusion sein kann…

Es gibt einige potenzielle Bedenken bezüglich der Verwendung von ChatGPT in Bezug auf Inklusion:

  1. Fehlende menschliche Interaktion: Wenn Schüler:innen ausschließlich oder überwiegend auf ChatGPT angewiesen sind, um Unterstützung und Informationen zu erhalten, kann dies dazu führen, dass sie keine ausreichende menschliche Interaktion und persönliche Verbindung mit Lehrkräften und Mitschüler:innen erfahren.
  2. Fehlende Empathie: ChatGPT ist nicht in der Lage, die menschliche Empathie und Verständnis zu bieten, die Schüler:innen benötigen, um sich gehört und unterstützt zu fühlen.
  3. Mangelnde Anpassungsfähigkeit: ChatGPT ist nicht in der Lage, sich schnell genug an die Bedürfnisse von Schüler:innen anzupassen, die unvorhergesehene oder komplexe Probleme haben.
  4. Fehlende Flexibilität: ChatGPT kann Schüler:innen nicht die vollständige Flexibilität bieten, die sie benötigen, um ihren individuellen Lernbedürfnissen und -stilen gerecht zu werden.
  5. Mangelnde Sicherheit: Wenn Schüler:innen private Informationen über sich selbst oder ihre Familie teilen, besteht die Möglichkeit, dass ChatGPT diese Informationen nicht angemessen schützen kann.
  6. Fehlende kulturelle Sensibilität: ChatGPT ist (bisher) nicht in der Lage, auf kulturelle Unterschiede und Vielfalt zu reagieren, was dazu führen kann, dass bestimmte Schüler:innen benachteiligt oder diskriminiert werden.
  7. Verzerrte Daten: ChatGPT basiert auf großen Datenmengen, die von menschlichen Nutzer:innen generiert wurden. Wenn diese Daten verzerrt sind, zum Beispiel aufgrund von Vorurteilen oder Diskriminierung, kann dies zu einer Verzerrung der Ergebnisse von ChatGPT führen und damit zu weiteren Ungerechtigkeiten.
  8. Mangelnde Kontrolle: ChatGPT kann nicht alle Aspekte des Unterrichts abdecken und kann Schüler:innen nicht die volle Kontrolle über ihren Lernprozess geben.
  9. Technologische Probleme: ChatGPT kann von technischen Problemen betroffen sein, die die Verfügbarkeit und Funktionalität beeinträchtigen können, was Schüler:innen beeinträchtigen kann.
  10. Abhängigkeit: Wenn Schüler:innen zu sehr von ChatGPT abhängig sind, um Unterstützung und Informationen zu erhalten, können sie ggf. nicht die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, um unabhängig zu lernen und zu arbeiten.

KI und Bildungsgerechtigkeit

Inklusion in der Schule bedeutet nicht nur, dass alle Schüler:innen die gleichen Chancen erhalten, sondern auch, dass Bildungsgerechtigkeit gewährleistet wird. Jede:r Schüler:in sollte die Möglichkeit haben, sein oder ihr volles Potenzial zu entfalten, unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht oder anderen Faktoren.

In Bezug auf den Zugang zu Bildung lassen sich beispielsweise folgende Argumente ins Feld führen:

  1. Zugang zur Bildung: ChatGPT kann Schüler:innen, die keinen einfachen Zugang zu Bildungseinrichtungen haben, aufgrund von geografischen Einschränkungen oder finanziellen Barrieren, einen einfachen Zugang zu (ggf. differenzierten) Lehr- und Lernmaterialien und Unterstützung ermöglichen.
  2. Unterstützung im Alltag: ChatGPT kann insbesondere Schüler:innen mit kognitiven Beeinträchtigungen Hilfen im täglichen Leben anbieten, wie Bewerbungen schreiben, E-Mails beantworten oder Briefe vom Amt verstehen und beantworten. Dies kann die Chancen der Teilhabe verbessern.
  3. Personalisierte Lernoptionen: ChatGPT kann Schüler:innen personalisierte Lernmöglichkeiten bieten, indem es Informationen, Anleitungen und Ressourcen bereitstellt, die auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind, wenn die Schüler:innen diese lernen selbst abzurufen (z.B. „Kürze den Text in einfacher Sprache: ….“).
  4. Barrierefreiheit: ChatGPT kann barrierefreie Optionen bieten, indem es Schüler:innen, die Schwierigkeiten haben, gedruckte Materialien zu lesen, alternative Formate oder Übersetzungen anbietet.

Auf der anderen Seite kann ChatGPT jedoch gleichfalls zu Exklusionsmechanismen führen, wie z. B.:

  1. Bildungsungleichheit: ChatGPT kann die Kluft zwischen Schüler:innen, die über Zugang zu Technologie und digitalen Ressourcen verfügen, und denen, die dies nicht tun, vergrößern und damit die Ungleichheit in der Bildung verschärfen. Dies wird insbesondere dann verstärkt werden, wenn der Zugang zu KI-Systemen nur noch kostenpflichtig möglich ist.
  2. Mangelnde menschliche Interaktion: ChatGPT kann zu einem Mangel an menschlicher Interaktion führen.
  3. Abhängigkeit von Technologie: Schüler:innen, die zu sehr von ChatGPT abhängig sind, um zu lernen und Aufgaben zu erledigen, können sich weniger auf ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlassen und weniger selbstständig arbeiten.
  4. Verlust von Arbeitsplätzen: Wenn ChatGPT zunehmend eingesetzt wird, um automatisierte Aufgaben auszuführen, besteht die Möglichkeit, dass Mitarbeiter:innen, die normalerweise diese Aufgaben ausführen würden, ihre Arbeitsplätze verlieren könnten.

Im Folgenden möchte ich euch noch auf das Webinar hinweisen, dass ich bei Fobizz durchgeführt habe.

Webinar: „KI und Inklusion – Unterstützung durch ChatGPT“

Im Fokus dieses Webinars stand die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) als Mittel zur Unterstützung von einer Bildung für alle. Dafür wurden Beispiele vorgestellt, wie KI-Tools und -Methoden eingesetzt werden können, um alle Schüler:innen individueller und effektiver unterstützen zu können. Ebenso wurden Herausforderungen und ethische Aspekte von KI in der Schule in den Blick genommen mit Tipps und Anregungen für die Umsetzung im eigenen Unterricht. Insgesamt diente das Webinar als Impulsgebung zur Inspiration für die reflektierte Einsetzung von KI im Unterricht und somit die Teilhabe aller Schüler*innen an Bildung in der Schule zu verbessern und zu fördern.

Neben der Aufzeichnung des Webinars, welches ihr hier aufrufen könnt, wurde für die Teilnehmer*innen auch eine Pinnwand zum Thema „KI und Inklusion“ erstellt. Unter folgendem Link könnt ihr diese Aufrufen und gerne weiter ergänzen, mit weiteren Ideen, Kommentaren zu den bereist vorhandenen Beiträgen oder auch einem Feedback.

Diese Sammlung wurde beim Webinar zusammengestellt – schaut gerne rein und ergänzt:

Kultur der Diklusivität

Vortrag beim VDS-Kongress

Lea Schulz, online 29.04.2022

Titel: „Diklusion – Digitale Medien und Inklusion aus sonderpädagogischer Perspektive“

Der Vortrag wurde beim VDS-Kongress präsentiert:

Digitale Medien und Inklusion sind zwei große Herausforderungen und gleichzeitig Schwerpunkte in der Schule. Es werden Optionen für die digital-inklusive Bildung in der Schule vorgestellt, die spezifisches digital-inklusives Expertenwissen der Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen aufzeigen.
Anhand von Praxisbeispielen wird präsentiert, wie man durch, mit und in digitalen Medien den Lernvoraussetzungen und Bedürfnissen der einzelnen Schülerinnen und Schüler gerecht werden kann und damit Teilhabe ermöglicht. Zunächst wird in einem Vortrag das Fünfebenen-Modell der
digital-inklusiven Schule mit Leben gefüllt – im Anschluss erfolgt eine Diskussion rund um die digital-inklusive Bildung in der Sonderpädagogik.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén