Digitale Medien prägen unseren Alltag und es eröffnen sich insbesondere durch Künstliche Intelligenz (KI) neue Möglichkeiten für eine inklusive Bildungslandschaft. Gemeinsam mit Christa Schmid-Meier habe ich einen Artikel zur digitalen Teilhabe und inklusiver Bildung verfasst, den ich hier einmal exemplarisch in einen Podcast umgewandelt habe. Anschließend bleibt natürlich die Frage: Was kann uns das für die Umsetzung von Diklusion ermöglichen?
Beispiel: Ein wissenschaftlicher Artikel wird zum Podcast
In Zusammenarbeit mit Christa Schmid-Meier entstand ein spannender Artikel, den ich im Handumdrehen in einen Podcast umgewandelt haben – und das ganz einfach mit modernen KI-Tools, die PDFs in Audioformate umwandeln können – jetzt auch auf deutsch!
Hier erkläre ich, wie genau das funktioniert.
Schritt 1: Ausgangspunkt – Der Artikel
Der Artikel von Christa und mir behandelte Themen zur digitalen Teilhabe und inklusiver Bildung. Mit dem Ziel, ihn einem größeren Publikum zugänglich zu machen, entschlossen wir uns, ihn nicht nur schriftlich, sondern auch als Podcast zu veröffentlichen.
Schritt 2: Das richtige Tool wählen
Für die Umwandlung nutzte ich das Open-Source-Tool PodcastGen, das über die US-Plattform HuggingFace zur Verfügung steht. HuggingFace bietet eine Vielzahl an Open-Source-Tools, die solche Projekte schnell und einfach ermöglichen. Besonders begeistert hat mich, dass die Anwendung auch in deutscher Sprache funktioniert und dabei flexible Anpassungsmöglichkeiten bietet – etwa für die Auswahl der Stimmen. Hier geht es direkt zum Tool: PodcastGen.
Schritt 3: Anwendung von NotebookLM
Googles NotebookLM hatte zuvor bereits mit der Funktion Audio Overview überzeugt, doch andere Entwickler bieten nun ebenfalls hilfreiche Tools, die im Vergleich noch präzisere Einstellungen ermöglichen. So konnten wir den Text ganz nach unseren Wünschen in ein ansprechendes Audioformat bringen.
Und das ist das Ergebnis:
Probleme hat das Tool teilweise noch mit der Aussprache von „KI“ oder dass manchmal Sätze nicht ganz bis zum Ende gebracht werden. Die Stimmübergänge klingen noch etwas abgehackt – aber fürs erste: eine spannende Möglichkeit.
Was bedeutet das für Schüler:innen und eine inklusive Lernkultur?
Die Umwandlung von Texten in Audioformate, sei es durch Lehrkräfte oder durch die Schüler:innen selbst, hat Auswirkungen auf die Lernkultur. Gerade im Kontext von Inklusion bietet der Einsatz von Podcasts neue Möglichkeiten, Lerninhalte zugänglich zu gestalten. Schüler:innen, die Schwierigkeiten mit schriftlichen Texten haben, können durch die Audiodarstellung leichter lernen. Zudem motiviert es sie ggf., eigene Podcasts zu produzieren, und stärkt dabei ihre Kreativität und Selbstständigkeit.
Podcasts, die von Lehrkräften erstellt werden, können auch als Einstieg in ein neues Thema dienen und die Motivation der Lernenden aufrechterhalten – ein zentraler Aspekt des Universal Design for Learning (UDL). Dies trägt dazu bei, dass Inhalte auf vielfältige Art und Weise vermittelt werden und allen Schüler:innen eine aktive Teilhabe am Lernprozess ermöglicht wird.
Von Text zu Ton: Ein diklusiver Ansatz
Unser Ziel war es, die Inhalte des Artikels einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Durch die Umwandlung in einen Podcast konnten wir nicht nur verschiedene Lernzugänge schaffen, sondern auch Barrieren für Menschen mit Leseschwierigkeiten oder Sehbeeinträchtigungen abbauen. Dieser Ansatz entspricht dem Konzept der Diklusion, das digitale Inklusion in den Mittelpunkt stellt.
Bedeutung für eine inklusive Lernkultur
Die Umwandlung von Texten in Podcasts hat weitreichende Implikationen für eine inklusive Lernkultur:
- Barrierefreiheit: Audioformate ermöglichen den Zugang zu Informationen für Menschen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen.
- Multimodale Präsentation: Die Kombination von Text und Audio spricht verschiedene Sinneskanäle an und unterstützt so das Verständnis und die Merkfähigkeit.
- Flexibles Lernen: Podcasts ermöglichen zeit- und ortsunabhängiges Lernen, was individuellen Bedürfnissen entgegenkommt.
- Aktive Produktion: Schüler:innen können selbst Podcasts zu verschiedenen Themen z.b. zum Lernen erstellen.
- Differenzierung: Inhalte können in verschiedenen Schwierigkeitsgraden oder Geschwindigkeiten angeboten werden, was eine individuelle Anpassung ermöglicht.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der vielen Vorteile ist es wichtig, den Einsatz von KI-generierten Podcasts kritisch zu reflektieren. Aspekte wie Datenschutz, die Qualität der generierten Inhalte und die notwendige Medienkompetenz müssen berücksichtigt werden.
- Standardisierung der Inhalte: KI-generierte Podcasts basieren häufig auf allgemeinen Datensätzen und Skripten, die standardisierte Informationen liefern. Diese Inhalte sind selten auf die individuellen Lernbedürfnisse von Schüler:innen zugeschnitten.
- Fehlende Differenzierung: Während KI-gestützte Inhalte für breite Zielgruppen geeignet sein können, fehlt es oft an der notwendigen Differenzierung, um auf verschiedene Lernvoraussetzungen einzugehen. Lernende benötigen manchmal zusätzliche Erklärungen oder alternative Darstellungsweisen, um die Inhalte vollständig zu erfassen, was eine KI (derzeit) nur bedingt leisten kann.
- Kulturelle und sprachliche Vielfalt: Ein weiterer Aspekt ist die kulturelle und sprachliche Vielfalt in Klassenzimmern. KI-generierte Inhalte reflektieren häufig nicht die kulturellen Hintergründe oder sprachlichen Feinheiten der Lernenden. Lehrkräfte können hier gezielt eingreifen, um sicherzustellen, dass die Inhalte sowohl kulturell sensibel als auch sprachlich verständlich aufbereitet werden.
- Motivation und Lernunterstützung: Dies ist fast selbstverständlich: Persönliche Interaktionen zwischen Lehrkraft und Schüler:innen sind essenziell, um Lernmotivation und emotionale Unterstützung zu bieten. KI-generierte Podcasts können zwar Informationen vermitteln, aber sie ersetzen nicht die persönliche Ansprache, die Lernende motiviert und unterstützt.
Fazit: Noch kein unmittelbarer Impact auf inklusives Lernen
Es ist zweifellos spannend, welche Fortschritte die Technologie gemacht hat, doch in ihrer jetzigen Form reicht sie nicht aus, um die Anforderungen des inklusiven Lernens vollständig zu erfüllen. Bevor diese Tools wirklich einen signifikanten Einfluss auf inklusives Lernen haben, müssen noch wesentliche Veränderungen/ Verbesserungen vorgenommen werden.
Zukünftig könnte die Weiterentwicklung solcher Tools noch individuellere Anpassungen ermöglichen, um den diversen Bedürfnissen in inklusiven Lernumgebungen noch besser gerecht zu werden. KI-generierte Podcasts bieten oft standardisierte Inhalte, die möglicherweise nicht immer den individuellen Bedürfnissen von Lernenden entsprechen. Eine personalisierte Anpassung durch Lehrkräfte ist häufig erforderlich, um wirklich im inklusiven Unterricht eine Hilfe zu sein. Die Umwandlung unseres Artikels in einen Podcast ist nur ein Beispiel dafür, wie digitale Technologien genutzt werden können, um Bildung inklusiver zu gestalten. Dennoch müssen wir wohl noch einige Zeit warten, bis die Tools so individuell gestaltbar sind, dass sie für Bildungskontexte in der inklusiven Schule gut geeignet sind.