ein Beitrag von einer anonymen Autorin (Studentin der Europa-Universität Flensburg)

Begriffsbeschreibung:

Seit dem Jahr 2009 gelten in Deutschland die Ziele der UN- Behindertenrechtskonvention. Demnach haben alle Personen in Deutschland das Recht auf Inklusion, der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. So haben auch alle Schüler*innen, ungeachtet ihrer Stärken und Schwächen, mit oder ohne Behinderung, das gleiche Recht und die gleichen Chancen auf Bildung (vgl. Textor: 2018: 50). Auch in Schleswig-Holstein werden die unterschiedlichen Bedürfnisse von Schüler*innen innerhalb einer Schulklasse vereint und das Ziel eines gemeinsamen Unterrichts verfolgt. So heißt es in §4 des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes: „Zur Erreichung der Bildungs- und Erziehungsziele sind Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen besonders zu unterstützen. Das Ziel einer inklusiven Beschulung steht dabei im Vordergrund.

Im Bundesvergleich lässt sich feststellen, dass die Inklusionsrate in Schleswig- Holstein relativ hoch ist. Der Anteil der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in inklusiven Schulprojekten lag im Schuljahr 2018/19 bei 69,53 Prozent (vgl. Prien 2020).

Die Frage, die sich dabei ergibt, ist: Welche Möglichkeiten gibt es, um das Schulsystem in Schleswig-Holstein noch inklusiver zu gestalten?

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler*innen in einem inklusiven Unterricht gerecht zu werden, sollten unterschiedliche Unterrichtsmaterialien, Schwierigkeitsstufen sowie Aufgaben verwendet werden. Im Mittelpunkt steht das personalisierte Lernen. Dabei werden die Lernziele für jede/n einzelne/n Schüler*in bestimmt. Zudem können die Kinder individuelle Wege gehen, um die Lernziele zu erreichen (vgl. Böhmig 2017, S.6).

Übertragung auf den Kontext „Diklusion“

Besonders der Einsatz von digitalen Medien bietet bei der Befolgung dieser Intentionen, Möglichkeiten für eine inklusive Schule. Der Einsatz hat nach dem Ebenenmodell von Schulz (vgl. Modell von Schulz 2018) folgende Intentionen:

  • Auf der Ebene des Individuums für die assistive Unterstützung durch digitale Medien (Lernen durch Medien)
  • Auf der Lernebene zur Individualisierung der Lernprozess (Lernen mit Medien)
  • Auf der Ebene der Lerngruppe bezogen auf das kooperative Lernen im Klassenverband (Lernen mit Medien)
  • Auf der Ebene der Organisation zur Erleichterung der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts und Diagnostik (Lehren mit Medien)
  • Auf der übergreifenden Ebene der Gesellschaft/ Umwelt die Medienerziehung (Lernen über Medien)

Die Intentionen weisen zudem auf, dass sich Medien im Unterricht vielseitig einsetzen lassen und sowohl Differenzierungen als auch eine höhere Individualisierung des Lernens ermöglichen. Digitale Medien bieten somit unterschiedliche „… Zugänge und Möglichkeiten für Kinder mit vielfältigen Lernbedürfnissen.“ (Hänsgen 2017, S. 4) Neben dem Computer können verschiedene digitale Tools auf dem Tablet für individuelles Lernen im Unterricht eingesetzt werden.
Ein Beispiel für individuelles Lernen mit Unterstützung durch digitale Tools ist das adaptive Lernen. Bei dem adaptiven Lernen werden die Lernmaterialien digital angepasst (vgl. Rück 2017, S. 9). An dieser Stelle eignet sich der Einsatz des Tablets, welches individuell für das bestimmte Kind eingerichtet werden kann (vgl. Böhmig 2017, S. 6). Ein weiteres Beispiel für individuelles Lernen mit Unterstützung durch digitale Tools ist das Lernen durch Lehren. Bei der Methode des Lernens durch Lehren halten die Lernenden Vorträge über vorgegebene Themen. Dabei recherchieren sie den Lernstoff in eigenständiger Arbeit und eignen sich diesen selbstständig an. Um die Recherchearbeit zu unterstützen, eignet sich auch hier der Einsatz des Tablets (vgl. Böhmig 2017, S. 7). Insbesondere, da die Schüler*innen Bedienungshilfen wie Vorlesefunktionen, Textvergrößerungen oder die Readerfunktion zum Ausblenden ablenkender Faktoren verwenden und damit Beeinträchtigungen kompensieren können. Diese beiden Beispiele weisen auf, welches Potenzial der Einsatz von digitalen Medien im inklusiven Unterricht hat und welche Möglichkeiten bestehen, die Schulen diklusiv zu gestalten.

Literaturquellen

Annette Textor (2018): Einführung in die Inklusionspädagogik. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt Verlag (2. überarb. und erw. Aufl.).

Johannes Rück (2017). Das Medienkonzept. Vorüberlegungen für den Medieneinsatz in Kita und Schule: In: Digitale Medien im inklusiven Einsatz – barrierefrei kommunizieren. Berlin: tjfbg GmbH

Schulz, Lea (2018). Digitale Medien im Bereich Inklusion. In Birgit Lütje-Klose, Thomas Riecke-Baulecke & Rolf Werning (Hrsg.): Basiswissen Lehrerbildung: Inklusion in Schule und Unterricht. Grundlagen in der Sonderpädagogik. Seelze: Klett/Kallmeyer

Susanne Böhmig (2017). Tablets in der Schule. Welche Rolle spielt Technik im Lernprozess?. In: Digitale Medien im inklusiven Einsatz – barrierefrei kommunizieren. Berlin: tjfbg GmbH

Thomas Hänsgen (2017): In: Digitale Medien im inklusiven Einsatz – barrierefrei kommunizieren. Berlin: tjfbg GmbH

Prien, Karin (2020): Inklusion macht Schule. (Stand: 10.06.2020)

Schleswig-Holsteinisches Schulgesetz (2007). (Stand: 10.06.2020)

Der Beitrag wurde redaktionell überarbeitet von Lea Schulz.