ein Beitrag von einer anonymen Autorin
(Studierende der Europa-Universität Flensburg)

Die App „Fridays for Future“ ermöglicht ein miteinander und voneinander lernen über die Grenzen des Schullebens und Corona-Beschränkungen hinaus. Dieses Medium ermöglicht den Kindern und Jugendlichen, sich Wissen über eine effiziente Organisation von Interessengemeinschaften anzueignen. Durch WhatsApp-Gruppen, Videokonferenzen, die Erstellung von Petitionslisten und die Verbreitung von Hashtags können praktische Umsetzungsarten zur politischen Meinungsbildung eingeübt werden, und zudem durch das gemeinsame Beschaffen, Filtern und Verarbeiten von Informationen ein Beitrag zur Sozialbildung geleistet werden. Nicht nur wird durch diese App der in der Bildungsplan festgeschriebene Auftrag, Kinder und Jugendliche zum kritischen Denken über „kulturelle Weltordnungen und gesellschaftliche Strukturen“ (vgl. Bildungsplan SH) anzuregen, sondern auch, oder gerade deswegen, kann das Sozialgefüge der Klasse eine Umstrukturierung erfahren.

Übertrag auf diklusive Kontexte

Wie die wöchentlich stattfindenden Streiks von Fridays for Future beweisen, besticht die App durch ihren inklusiven Charakter. Körperliche Voraussetzungen, nationale Herkunft, Alter, Bildungsstand, Aussehen usw. spielen beim Einstehen für ein gemeinsames Anliegen, keine Rolle. Jede einzelne Person ist wichtig, um den Forderungen Ausdruck zu verleihen. Zudem bietet die App für zurückhaltende Kinder und Jugendliche (z.B. aufgrund von Sprachstörungen, wie stottern, …) die Möglichkeit, die erste Kontaktaufnahme durch Nachrichten über das Portal, statt durch eine persönliche Begegnung, aufzunehmen. Erfahren die Kinder und Jugendlichen Unterstützung von der Lehrkraft, durch das Ernstnehmen ihrer Forderungen, Verständnis für das Fernbleiben des Unterrichts und Präsenz bei den Streiks, kann dies dem Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schülerschaft zuträglich sein. Ein gutes Klassenklima ist essenziell für den Lehr- und Lernerfolg (vgl. Satow 2000).

Unterrichten mit „App for Future“

Die leichte Zugänglichkeit und übersichtliche Bedienbarkeit dieser App machen das Lernen mit Medien für Schüler*innen und Lehrkräfte einfach. Die App kann Lehrkräfte bei der Vorbereitung von (außerschulischem) Unterricht unterstützen und als Werkzeug im Unterricht, für die Veranschaulichung verschiedener Möglichkeiten politischen Engagements, dienen. Diese Art der politischen Meinungsbildung kann den Anstoß für eine Vielzahl an kreativen und innovativen Schulprojekten geben.

Um einige Beispiele zu nennen: Die Fächer Chemie, Biologie und Mathematik können sich zu gemeinsamen Projekten zusammenschließen und den Schüler*innen damit grundlegende Zusammenhänge zwischen den Naturwissenschaften vermitteln. Der Physikunterricht kann sich der Entwicklung von Stromsparkonzepten widmen. Im Werkunterricht können Fahrradwerkstätten ins Leben gerufen werden. Im Deutschunterricht können Zeitungsartikel und Blogs erstellt werden. Politik, Kunst und Musik könnten sich zusammenschließen, um gesellschaftlichen Statements künstlerisch Ausdruck verleihen. Und um ein weiteres Beispiel zu nennen, könnten im Religionsunterricht ökologisch-ethische Konzepte der Lebensgestaltung (z.B.: Minimalismus) besprochen, sowie Prävention gegen Zukunftsängste geleistet werden.

Dieses Tool kann dabei helfen, das Leben in die Schule zu bringen. Der Bildungsauftrag der Schule, Schüler*innen auf das Leben vorzubereiten, wird so quasi durch eine duale Komponente ergänzt. Nicht nur auf Herausforderungen der Zeit vorzubereiten, sondern Herausforderungen im hier und heute anzugehen, würde das oft allzu starre Gebilde der Institution Schule aufbrechen und den Schüler*innen Werte der Humanität im Angesicht der Notwendigkeit von Klimagerechtigkeit vermitteln.

Für das „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ (nach Pestalozzi, zit. in Osterwalder 2008) eignet sich das Medium Fridays for Future sehr gut, da es die Individualisierung des Lernens durch selbstgesteuerte Lernprozesse ermöglicht. Das Lernen mit dem Kopf, wird durch die Kooperation zwischen Fridas for Future und Scientist for Future, sowie dem schulischen Input, ermöglicht. Lernen mit dem Herzen wird durch das Gemeinschaftsgefühl in den gewaltfreien Demonstrationen eingeübt. Und das Lernen mit der Hand erfolgt durch die Möglichkeit, die App selbst mitzugestalten, indem in Eigenverantwortung Ortsgruppen erstellt werden können, in denen ein Austausch über Treffpunkt und Aktionen usw. Raum zu Entfaltung geboten werden kann. Die App schafft es, zum Lernen mit Kopf, Herz und Hand zu inspirieren und die individuelle Gestaltung eines ganzen Schultages zu ermöglichen (jeden Freitag geht’s ums Klima).

Abschließend lässt sich sagen, dass die Fridays for Future App Anstoß gibt, Schulinhalte individueller und zeitgemäßer zu gestalten und das Gemeinschaftsgefühl unter den Schüler*innen und Lehrkräften zu stärken.

Literatur

Bildungsplan SH – Fachanforderungen Sekundarstufe I und II (Zugriff: 18.07.2020/ 13:30)

Osterwalder, F. (2008). Klassiker der Pädagogik (pp. 53-74). Verlag für Sozialwissenschaften.

Satow, L. (2000). Klassenklima und Selbstwirksamkeitsentwicklung: eine Längsschnittstudie in der Sekundarstufe I (Doctoral dissertation).

Hinweis: Der Text wurde von Dr. Lea Schulz redaktionell überarbeitet (Rechtschreibung, Grammatik, Überschriften).